Die Wewelsburg
(Quelle „Himmlers Burg“ Stuart Russell/ Jost W. Schneider)

Etwa 15 km südlich von Paderborn in Ostwestfalen, erhebt sich über dem Almetal die Wewelsburg, das Wahrzeichen des Bürener Landes.

In ihrer heutigen Form wurde die Burg in den Jahren 1604 – 1607 vom Fürstbischof Theodor von Fürstenberg erbaut.
Die eher seltene und ungewöhnliche Dreiecksform der Wewelsburg ergab sich aus den natürlichen Bebauungsmöglichkeiten, einer Bergzunge aus Kalkgestein, die wahrscheinlich schon in viel früherer Zeit zum Bau von Wehranlagen anregte.

Nach zu weisen ist eine frühgeschichtliche Wallburg mit Namen Wifilisburg, die wahrscheinlich aus dem 9. oder 10. Jahrhundert, der Zeit der Hunneneinfälle, stammt, welche zunächst dem Verfall wieder preisgegeben wurde.

1123 unter der Schreckensherschaft Graf Friedrich von Arnsbergs „der Streitbare“ wurde die einheimische Bevölkerung gezwungen auf der Bergzunge eine Zwingburg aus Stein zu erbauen. Der Graf, Stifsvogt im Dienste des Fürstbischofs von Paderborn, lag aber im Streit mit seinem Dienstherrn und plante vermutlich, ihn durch den Burg-Bau in die Knie zu zwingen; sein Tod im Jahre 1124 setzt diesem Plan ein Ende.

Kaum ist die aufgebrachte Bevölkerung befreit, wird das widerwillig Erbaute wieder abgerissen.
In den folgenden 177 Jahren ist nichts über die Geschichte der Wewelsburg bekannt.
Im Jahre 1301 übergibt der Graf von Waldeck seine Ansprüche auf die Wewelsburg an den Fürstbischof von Paderborn, dieser überträgt wiederum die Hälfte seines neuen Besitzes als Lehen an den Edelherren Berthold von Büren. Dieser überlieferte Rechtsvorgang lässt den Schluß zu, dass seinerzeit zwei bewohnbare, festungsartige Häuser auf der Bergzunge gestanden haben, das „Bürensche“ und das „Waldecksche Haus“.
Diese beiden Häuser wurden beim Neuaufbau der Burg in den Jahren 1604 – 1607 in den östlichen Teil des Südflügels eingegliedert. Der deutliche Knick in der Außenseite des Südflügels beruht aller Wahrscheinlichkeit nach auf dieser Eingliederung.

Das Dorf Wewelsburg selbst entstand wahrscheinlich im 14. und 15. Jahrhundert als Bewohner von Orten, die Raubüberfällen, durch die Raubritter, schutzlos ausgeliefert waren, im Schutze von befestigten Burgen und Städten siedelten.
Bis 1589 vergaben die Paderborner Fürstbischöfe die Wewelsburg an verschiedene Lehnsherren. In diesem Jahr besetzte der Fürstbischof Theodor von Fürstenberg die Burg mit einem Rentmeister, der in seinem Auftrag das Amt Wewelsburg zu verwalten hatte. Die Burg ist von da an das Amtshaus im Amte Wewelsburg.
In der Zeit von 1604 – 1607 erhält die Wewelsburg ihre gegenwärtige Gestalt. Es ist anzunehmen, dass die Wallburg-Ruinen den dreieckigen Bau geradezu vorzeichneten.

Im 30 jährigen Krieg von 1618 bis 1646 bleibt die Burg zunächst verschont, um dann von der Armee unter dem schwedischen Graf Wrangel mit schwerem Geschütz in Brand geschossen und schließlich erobert zu werden.
Unter Fürstbischof Theodor Adolf von der Recke beginnt 1654 der Wiederaufbau der größtenteils zerstörten Burg. Sein Nachfolger Ferdinand von Fürstenberg vollendet das Aufbauwerk und nimmt einige bauliche Veränderungen vor; so werden z.B. den drei Ecktürmen die vorher durch einen Zinnenkranz abgeschlossen waren, barocke Hauben aufgesetzt.

Ausgerechnet ein Verbrechen während der Zeit des Wideraufbaus belegt, dass die Wewelsburg auch weiterhin ein Treffpunkt für Jagd und Spiel war: Nach erfolgloser Jagd schießt Ritter Kurt von Spiegel einen Dachdecker vom Dach des Turmes herunter, um vor aller Augen seine Treffsicherheit zu demonstrieren. Der Missetäter wird daraufhin im Einvernehmen mit dem Fürstbischof zum Tode verurteilt.
Obwohl der Rentmeister weiter seine Wohnung in der Burg hat, verfällt die Burg in der Folgezeit erneut, die Fürstbischöfe haben das Interesse an ihrer Nebenresidenz verloren.

Die Kellergeschosse der Burg wurden vermutlich im 7-jährigen Krieg von 1756 – 1763, in dem das Fürstbistum Paderborn mit den Gegnern der Preußen verbündet war, als Militärgefängnis genutzt.
In Absprache mit Napoleon werden im Jahr 1803 die Machtverhältnisse in Deutschland neu verteilt. Die meisten Fürstbistümer verschwinden von der Landkarte, das Fürstbistum Paderborn wird ein Teil von Preußen.

Weiterhin geschieht nichts um den Verfall der Wewelsburg aufzuhalten, die Natur beschleunigt den Prozess sogar; am 11.1.1815 schlägt der Blitz in den Nordturm; das Dachgebälk verbrennt und das Turminnere stürzt ein. Nur die dicken Außenmauern halten dem Feuer stand.

In der folgenden Zeit verliert der Rentmeister immer mehr seine Funktionen, seine richterlichen Aufgaben übernimmt das preußische Justizamt in Büren. Die Kreiskasse blieb bis zum 1. Januar 1818 auf der Burg, und wird dann ebenfalls nach Büren verlegt.
Nach dem Tode des letzten Rentmeisters 1821 erstirbt alles menschliche Leben auf der Wewelsburg.
1832 stellt der preußische Staat dem Pfarrer von Wewelsburg eine Wohnung im Ostteil des Südflügels der Wewelsburg zur Verfügung.

Im Jahre 1907 wird die Pfarrwohnung noch einmal instandgesetzt. Dringend notwendige Ausbesserungsarbeiten am Dach werden um diese Zeit ebenfalls durchgeführt.
Pfarrer Pöppelbaum bezieht 1907 die Wohnung in der Burg. Als er 1934 stirbt, steht die Pfarrwohnung nicht mehr zur Verfügung; die SS hat die Burg übernommen!

Im Jahre 1921 wurde Dr. Vogels Landrat in Büren. Er war von dem Gedanken durchdrungen, die Wewelsburg zu neuem Leben zu erwecken und vor dem Verfall zu retten. Unterstützung fand er im „Verein zur Erhaltung der Wewelsburg“. Die Burg wurde nach langen Verhandlungen Eigentum des Kreises Büren.

Am 31. Mai 1925 wurde die Öffentlichkeit in einer großen Eröffnungsfeier darüber informiert, was inzwischen durch bauliche Maßnahmen erreicht worden war: Im Kellergeschoss des Westflügels ist das Heimatmuseum des Kreises Büren untergebracht, im Erdgeschoss darüber steht der sogenannte Rittersaal für Tagungen und kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung. Im Ostflügel wird eine Jugendherberge mit zunächst 30 Betten eröffnet. Die Bettenzahl wird später auf 100 erhöht. In einer alkoholfreien Burgwirtschaft gibt es Kaffee und Kuchen. Wer will, kann an Führungen durch die Burg teilnehmen.

Vermutlich veranlassen verschiedene Widerstände Dr. Vogels, sich 1925 versetzen zu lassen. Mit ihm schwindet auch der Schwung zum weiteren Ausbau der Burg.
Die 1928 einsetzende weltweite Wirtschaftskrise trifft den Landkreis Büren besonders hart. Zwar wird der Nordturm im Winter 1932/33 mit schweren Eisenringen abgesichert, aber schon diese Erhaltungsarbeiten werden als unnötiger Luxus gewertet.
Am 30. Januar 1933 kommen die Nationalsozialisten in Deutschland legal an die Macht. Diese Machtergreifung hat auch einschneidende Folgen für die Wewelsburg; denn Dr. Vogels Nachfolger, Freiherr von Solemacher-Antweiler sieht die Möglichkeit, die Wirtschaft in seinem Landkreis anzukurbeln, und gleichzeitig die Wewelsburg auf Staatskosten zu erhalten, als er erfährt, dass der Reichsführer-SS, Heinrich Himmler auf der Suche nach einer Burg sei.
Am 3. November 1933 besichtigte Heinrich Himmler die Wewelsburg, und hatte gefunden was er suchte.
Die Wewelsburg beeindruckte ihn wegen ihrer Hauptausrichtung von Nord nach Süd und schließlich wegen ihrer dreieckigen Grundform. In der Nord-Süd-Ausrichtung sah Himmler ein eigentümliches Abweichen von der sonst üblichen Ost-West-Achse etwa im Kirchenbau, und die Dreiecksbauweise beeindruckte ihn als eine kulturgeschichtliche Seltenheit.
Himmler fasste daher spontan den Entschluss, die Wewelsburg zu restaurieren und sie gleichzeitig zu einem Mittelpunkt für die in der hiesigen Gegend geplanten Ausgrabungs- und Forschungsarbeiten zu machen.
Aus dem ursprünglichen Konzept die Burg zu erhalten entwickelte sich ein gigantisches Projekt. Die Burg sollte erhalten bleiben, ihr Nordturm aber – mit der tief im gewachsenen Felsen liegenden „Weihehalle“ – wurde zum neuen Mittelpunkt einer kreisförmigen, zum Almetal hin offenen Anlage mit einem Radius von 450 Metern. Um den Bau dieser, von einer 15 bis 18 Meter hohen Ringmauer geschützten „SS-Stadt“, mit geplanten Prachtgebäuden, Straßen und Parkanlagen zu ermöglichen, sollte das ganze Dorf Wewelsburg abgerissen werden.
Von 1936 bis 1938 lag der Schwerpunkt der Bauarbeiten beim Innen- und Außbau des Ostflügels der Burg; als erster Neubau wurde rechts von der Zufahrtsbrücke, das sogenannte „Wachgebäude“ errichtet.
1939 entstand das „Lager“(K.L. Niederhagen) am Dorfrand (Niederhagen), die dortigen Häftlinge waren die Arbeitskräfte, unter anderem an der Burg.

Am 31. März 1945 wurde die Wewelsburg auf Befehl Himmlers gesprengt, sie sollte nicht in die Hände der Amerikaner fallen. Es gelang jedoch nicht die Burg vollständig zu zerstören.

Die Wewelsburg wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut. Bis heute verstummen nicht die Vermutungen, die besagen, dass Teile der großen Kunstschätze, die während des Krieges dort lagerten, noch in den Gewölben selbst oder in unmittelbarer Nähe vergraben sind.
Heute befindet sich in der Burg eine Jugendherberge sowie das Hochstiftsmuseum; im ehemaligen „Wachgebäude“ ist eine Dauerausstellung über die Geschehnisse im dritten Reich, sowie insbesondere das K.L.Niederhagen eingerichtet.